Der Brauch des Martensmanns

Mit der Tradition des Martensmanns, einer symbolischen Wein- lieferung der Hansestadt Lübeck an die Herzöge von Mecklenburg in Schwerin, wurde nach der deutschen Einheit ein mittelalterlich- neuzeitlicher regionaler Heischebrauch wiederbelebt. Heute betont er die deutsch-deutsche Verständigung und ist zugleich Ausdruck regionaler Identität.

Beim Brauch des Martensmanns sendet die Stadt Lübeck den mecklenburgischen Herzögen jedes Jahr ein Fass Wein nach Schwerin. Das Fass wird vom Martensmann transportiert und überreicht. Der Brauch wurde 1520 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1817 fortgeführt und 1991 nach der deutschen Wiedervereinigung wieder eingeführt, um die Gemeinsamkeit der ehemals geteilten Region zu betonen.

Der Martensmann beginnt seine Fahrt mit einer Kutsche am 9. November und folgt einer festgelegten Route. Auf dem Weg nach Schwerin macht er zwei Stationen: zuerst in Schönberg für ein Mittagessen und dann in Rehna. In Rehna übernachtet der Martensmann, bevor er am nächsten Tag seine Fahrt nach Schwerin fortsetzt. In Schönberg, Rehna und Schwerin wird er jeweils mit einem Volksfest begrüßt, bei dem der Wein aus dem Fass verkostet wird. In Schwerin angekommen, überreicht der Martensmann das auf der Fahrt bereits mehrfach wieder aufgefüllte Fass schließlich an den Oberbürgermeister von Schwerin. Ergänzt wird der Brauch heute von mehreren Arbeitsessen von Vertreterinnen und Vertretern der Städte, bei denen kommunalpolitische Themen besprochen werden.

Das 100 Liter-Fass, das jedes Jahr mit Rotwein befüllt wird, wurde 1991 eigens für den Brauch angefertigt. Gekleidet ist der Martensmann in einer historischen Tracht. Er trägt eine Laterne und eine Geldkatze, beides Repliken der Originalgegenstände.