Die diatonische Handharmonika, im Norden wird sie plattdeutsch Treckfiedel genannt, entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum. Das Spiel auf der diatonischen Handharmonika gehört seit den 1860er Jahren zu den stilprägenden Praktiken in der Ausübung instrumentaler Volksmusik in Mecklenburg und Vorpommern. Das relativ kleine Instrument eroberte schnell die Tanzsäle der Dörfer. Robust, laut und universell einsetzbar, ersetzte die Handharmonika zunächst die Geigenensembles in der Volksmusik und prägte durch ihren spezifischen Aufbau neue Melodien in der Tanzmusik und im Lied. Im ersten Weltkrieg wurde das Spiel auf der Handharmonika zum Seelentröster in den Schützengräben. In den 1950er und 1960er Jahren ließen Rock‘n‘Roll und Beat das Instrument mehr und mehr aus den Tanzkapellen verschwinden und es führte bis in die 1970er Jahre ein Dasein auf Betriebs- und Familienfesten.
Das Spiel auf dem Instrument unterscheidet sich grundlegend vom Spiel des chromatischen Akkordeons. Das ursprüngliche Instrument des 19. Jahrhunderts war auf seiner Diskantseite mit zehn Knöpfen ausgestattet, die ein diatonisches Spiel über zwei Oktaven zuließen.
Jährlich stattfindende Seminare zur diatonischen Handharmonika werden regelmäßig von einem Dutzend Personen besucht. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit etwa 100 Handharmonikaspieler/innen.
Das Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde in Schwerin bietet Informationen, Notenmaterialien, Seminare und Musiziermöglichkeiten für jede Person, die sich mit dem Instrument auseinandersetzen will.
Aufnahmejahr: 2020
Wo: landesweit
Kontakt:
Klöndör e.V. c/o Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß,
Dr. Ralf Gehler (ralf.gehler@freenet.de)